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Ein Apell an unsere nächste Generation

Ein Apell an unsere nächste Generation

Ich weiß nicht, ob ich hier auf dieser Plattform irgendjemanden erreichen kann –
aber falls das hier die nächste Generation hört:

Hört mich an.

Was ich euch erzähle,
ist die reine Wahrheit –
die Geschichte des Lebens
einer gescheiterten Seele.

Einst ein Genie –
nun dem Wahnsinn verfallen,
als Konsequenz –
im Nachhinein betrachtet –
so unendlich dummer Entscheidungen.

Schon als Kind depressiv
und mit den falschen Leuten am Chilln.

Packt so ein Typ –
der kurz danach schon als Jugendlicher im Knast landet –
Weed aus und sagt:

„Hey Jungs, ich zeig euch mal was.
So ist’s, wie man’s macht.“

Das Gras in die Bong,
angezündet – und dann:
Ganz tief dran ziehen –
und wenn du merkst, es kommt,
nimmst du den Finger vom Loch,
atmest ein und sagst laut:

„Huch, Mama kommt.“

So fing alles an.

War damals in der Schule eh schon mies dran.
Mein Gehirn,
so als unbeschriebenes Blatt,
war verängstigt
und ganz allein –
inmitten all dem Platz
für scheinbar unendlich viel Liebe und Wissen.

Und wie sich rausstellt:
Das war ein fehlender Halt.

War so dumm wie sonst keiner.
Fast autistisch – oder wie sagt man?
„Kognitiv am Scheitern“ ist wohl der beste Begriff.

Ich glaub nicht, dass das nur ADS ist –
vielleicht ja dieser Fremdkörper in meinem Gehirn?

Naja, jedenfalls stellte es sich raus:
Weed in jungen Jahren
hält dein Gehirn davon ab,
all die wichtigen Erfahrungen zu sammeln.

Man wird nicht erwachsen –
sondern bleibt innen drin
für immer – seelisch gesehen –
ein leider naives
und situativ wohl auch sehr dummes Kind.

Dumm im Sinne von:
Dopamin macht es nicht leicht.

Wenn ihr erst einmal
durch ’ne Substanz
ein bisschen Hyperaktivität
am mesolimbischen D3 erlebt,
dann kommt man davon
nicht mehr so einfach frei.

Entscheidungen sind plötzlich nicht mehr wirklich deine.

Das sorgt ganz einfach –
ohne dass ihr’s wollt oder ändern könnt –
dafür, dass ihr die Substanzen
vor allen anderen,
viel sinnvolleren Dingen präferiert.

Und alles geht den Bach runter.

Das geht am Anfang gut.
All das kurzfristig erlangte Dopamin
gibt erstaunlich viel Mut.

Wenn man das mit
ein bisschen Norepinephrin
und Serotonin panscht,
denkt man schnell,
dass man diesen Zustand
so gut wie nie funktionierend
für sich behalten kann –
und merkt gar nicht,
dass man all die wichtigen Dinge im Leben vernachlässigt.

Wie morgens ganz entspannt:
Ein Kaffee, ein Toast,
ein bisschen Sonne auf dem Balkon,
und im Kopf nur schöne Dinge –
genießen und einfach entspannen.

Das Leben kann so schön sein –
wenn man sich selbst nicht dauernd ein Bein stellt
und jeden Tag einen Haufen weiterer Probleme ansammelt.

Also bitte –
denkt einfach dran:

Wenn ihr jung seid,
und irgendjemand kommt an
mit irgendwelchen abgefuckten Substanzen –
selbst wenn’s nur Alk, Weed, Koka
oder ein bisschen MDMA ist –

Scheiß einfach drauf.

In der Zukunft wirst du es mir unendlich danken,
wenn du – im Gegensatz zu den anderen Druffis,
die nur high am Stampfen sind –

eine Bildung, Frau oder Mann
und ein Haus mit Kind hast.

Und das alles –
wenn du’s richtig machst –
schon um die 30 dein Eigen nennen kannst.

Und da kannst du alle anderen fragen:
Hast du all das,
dann hast du’s im Leben geschafft.

Dennoch solltest du – glaub mir –
so früh wie es geht
alles in Bildung und Karriere stecken.

Dann wird’s danach echt leicht –
so im Leben, in der Mittelschicht.

Man hat zwar
keinen Privatjet
und so viel Kokain, wie man will
man chillt auch nicht jede Woche
in einer seiner Villen
oder auf der Multimillionen-Dollar-Yacht
auf dem Mittelmeer
mit lauter heißen Bräuten –
eine schärfer als die andere,
drei Millionen Scoville.

Jedoch:
Man merkt –
wenn man ehrlich ist –
doch sehr schnell,
dass die Hoes um einen rum
leider nur Golddigger sind.


Du hast keine Vorstellung,
was alles passiert,
wenn du diesen Weg gehst,
der deine Zukunft ruiniert.

Irgendwann schleicht es sich ein –
und der Konsum wird
vom ersten Mal „allein einen kiffen“
zu etwas Alltäglichem.

Und ehe du’s checkst,
rauchst du jeden Tag
ca. vier bis fünf Gramm Weed einfach weg –
als wär es die Essenz deines neuen Lebens
ohne viel anderen Sinn.


Irgendwann kommen dann –
wenn du’s übertreibst –
all die negativen Langzeitfolgen
der neurobiologischen Seiteneffekte.

Die dopaminerge Projektion
von Dopamin aus dem VTA
in den NAcc deines Belohnungssystems
sorgt dafür,
dass D2 –
ein Dopaminrezeptor –
viel zu sehr übersteuert wird.

Und wenn man
der „Dopaminhypothese“ glaubt,
sorgt das dafür,
dass sich sehr schnell
wahnhafte Gedanken
aka drogeninduzierte Psychosen einschleichen.

Das geht von
Paranoia
über
Wahnvorstellungen
bis hin zu
niemals endenden Schreien verlorener Seelen,
deren Stimmen jede Sekunde
in deinem Gehirn so laut wiederhallen,
dass du nach ein paar Sekunden
grenzenloser Reizüberflutung
den Wunsch verspürst,
einfach nur aus dem 7. Stock –
von dem aus du sehnsüchtig die Straße unter dir betrachtest –
runterzuspringen.

Einfach
hip hop hui und platsch

kleines blutiges Massaker.

Aber:
Bei all diesen Stimmen
chillt man lieber im Grab.

Ein Apell an unsere nächste Generation | Moritz Roessler | Senior Frontend Developer