ADHS, Depression und ein fünfjähriger Trip
Ich wurde mit ADHS geboren und kämpfe seit meinem 14. Lebensjahr mit Suizidgedanken und Depressionen. Dazu kommt eine lange Geschichte von Drogenmissbrauch — nach übermäßigem LSD-Konsum landete ich in einem fünfjährigen HPPD-Albtraum. Phasen von Depersonalisation, Bipolarität, Dissoziation und Psychose folgten. LSD hat dauerhaft etwas in meinem Gehirn verändert.
THC und Psychose: D2 war der Schlüssel
Seit dem LSD-Erlebnis macht mich THC sofort psychotisch. Aber ich fand etwas Entscheidendes heraus: die Blockade der mesolimbischen D2-Überaktivität mit Amisulprid stoppt alles. Stimmen, Gedankenrasen, Paranoia, Angst — sogar Dinge, die ich für mein „normales ADHS“ hielt — alles weg. Besonders das Grübeln beim Einschlafen, das Hochdrehen der Gedanken … alles ging auf erhöhte D2-Aktivität zurück.
Cannabis-induzierte Psychose
Nach Monaten, in denen ich über 100 g extrem starkes Weed pro Monat rauchte, kippte es. Ich wurde paranoid, hörte Leute auf der Straße über mich reden, sah Gesichter in Schatten, dachte, die Polizei würde mich beobachten. Ich hörte ständig Stimmen — oft meinen Vater, der meinen Namen rief, manchmal wie ein lautes Radio im Kopf.
Dann ging ich in die Psychiatrie, bekam SSRIs gegen die Depression und Antipsychotika gegen die Stimmen.
SSRIs beseitigten einen Schmerz, den ich für normal hielt
Zu meinem völligen Erstaunen heilten SSRIs diesen konstanten, brennenden Schmerz in meiner Brust. Ich lebte jahrelang in einem Zustand nociceptiven Leidens und hielt das für normal. Eine kleine Dosis Sertralin — und er war weg. Damit verschwand auch die Suizidalität — plötzlich war das Leben nicht mehr reine Qual. Die Depression wurde handhabbar, und zum ersten Mal konnte ich schlafen gehen und mich auf den nächsten Tag freuen.
Die Stimmen verstummten — und die Muster auch
D2-Blocker ließen die Stimmen verstummen und verschwinden. Ich glaube, mein Gehirn hatte sich so an diese von Stimmen gesteuerten Denkprozesse gewöhnt, dass sie Teil meiner Persönlichkeit geworden waren. Doch mit der Zeit verlernte mein Gehirn sie wieder.
Ich hörte sechs Monate lang mit Weed auf. Nach einem Rückfall kam die Psychose zurück, aber ich war vorbereitet — D2-Blocker hielten sie in Schach.
Rezeptoreffekte beobachten lernen
Da wurde mir klar, wie sehr mesolimbische D2-Überaktivität viele Erfahrungen geprägt hatte, die ich für Charakterzüge gehalten hatte. Also begann ich — auf sichere Weise — zu experimentieren und herauszufinden, was verschiedene Neurotransmitter mit mir machten.
Serotonin: die beruhigende Decke
Hoher Serotonin-Spiegel fühlt sich an wie in eine warme Wolke gehüllt zu sein. Deshalb liebe ich Psilocin, LSD und MDMA. Aber ich merkte auch: selektive 5HT2A- (und vielleicht 2C-) Überaktivität kann eine serotonerge Form von Psychose auslösen. Nicht so beängstigend wie Dopaminpsychose, aber du verlierst den Bezug zur Realität. Gedanken fluten rein, zu schnell, um sie zu verarbeiten — du hinkst deinem eigenen Kopf hinterher.
Das passiert nur bei LSD und Psilocybin — nicht bei MDMA oder Kokain. Es geht also nicht nur um den Serotoninspiegel — sondern welche Rezeptoren und wie selektiv sie aktiviert werden.
Breiter Serotonin- oder Dopaminanstieg ≠ Psychose
Wenn Serotonin oder Dopamin gleichmäßig erhöht wird, bekomme ich keine Psychose. Erst wenn spezifische Bahnen oder Rezeptoren überreizt sind, kippt es.
Kokain, Dopamin und die D3-Hölle
Kokain blockiert SERT, DAT und NET — Serotonin, Dopamin und Noradrenalin schießen hoch. Das Serotonin sorgt für Wärme, das Dopamin macht süchtig. Bei höheren Dosen schlägt D3-Hyperaktivität zu — unterscheidbar von D2 und D1. Sie erzeugt Zwang, extremes Verlangen und Suchtdruck.
Wahrscheinlich ist genau das der Hauptfaktor der Sucht — und D3-Blockade hilft Ratten, die Finger von Kokain zu lassen.
MDMA-Überdosis, HPPD und Schlaf zerstört
Als ich noch in HPPD festhing, nahm ich eine riesige Dosis MDMA — und ruinierte mir dauerhaft die Fähigkeit, einzuschlafen. Jahrelang konnte ich nicht schlafen. Ich meditierte mich in den Schlaf, blieb 3–4 Tage wach, bis ich vor Erschöpfung umkippte.
Irgendwann merkte ich: H1-Blockade macht nur müde — schaltet aber das Gehirn nicht ab. Statt Schlaf gab es Schmerzen vom Wachbleiben. Zum Glück fand ich heraus: Trizyklika wie Amitriptylin oder atypische wie Mirtazapin helfen wirklich beim Einschlafen.
Ein Freund hat exakt dasselbe Problem. Er sagt auch: „Zu müde zu sein tut weh im Gehirn.“
Schlaf, Hypocretin und Mirtazapin
Hoher Serotonin-, Dopamin- oder Noradrenalinspiegel hält wach. Ich kann mit viel NE oder Dopamin nicht schlafen. Auch H1-Blockade hilft nicht. Ohne Mirtazapin komme ich nicht in den Schlaf. Ich denke, das liegt an abnormaler Hypocretin- (Orexin-) Aktivität — dem „Master-Switch“ für Wachheit.
Selbst heute, Jahre später, kann ich ohne Mirtazapin oder bei Stimulanzien 8–12 Stunden im Bett liegen — in einer Art meditativer Halbschlaf-Trance. Manchmal komme ich in Tiefschlaf, aber nie in REM. Es ist, als wäre das Licht im Gehirn an und der Schalter kaputt. Ich bin wach beim Schlafen, höre Hörbücher, denke, lade Energie.
Was fehlt: die hormonelle Reinigung. Wer mal 3 Tage wach war, kennt das schmerzhafte Gefühl. Manchmal erreiche ich eine Meditation, in der diese „Reinigung“ beginnt — die Substanz, die Erschöpfung macht, wird entfernt. Es reduziert auch Kokainwirkung stark. Nach so einer Session fühlte ich mich wie nach echter Erholung — aber ich schaffte es nur zweimal und brauchte 7 Stunden gezielte Meditation.
Was ich durch Kokainsucht lernte
Durch meine Kokainsucht konnte ich endlich die Wirkungen von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin unterscheiden:
- Serotonin = Wärme, Geborgenheit, Trost
- Dopamin = Belohnung, Antrieb, Gier
- Noradrenalin = Fokus, Klarheit, lineares Denken
Bei meinem ADHS merkte ich: ein kleiner Noradrenalin-Boost beseitigt alle Symptome. Keine Chaosgedanken mehr, keine Reizüberflutung. Nur Fokus, Produktivität und ein klarer Gedankengang statt 100 paralleler.
Meine aktuelle Theorie
Ich brauche heute nur noch SNRIs und D2-/D3-Blocker, um Depression, Suizidalität und ADHS komplett zu normalisieren. Meine Arbeitsthese:
- Menschen mit ADHS haben überempfindliche Dopaminrezeptoren im mesolimbischen System — deshalb sind sie impulsiv, suchtanfällig und THC-psychose-anfällig.
- Gleichzeitig fehlt es ihnen an Noradrenalin-Aktivität, weshalb ihre Gedanken nicht „geradeaus“ fließen.
Die Fluss-Metapher
Stell dir Gedanken wie einen Fluss vor:
- Dopamin = erhöht die Fließgeschwindigkeit
- Serotonin = wärmt das Wasser, macht es angenehm
- Noradrenalin = richtet den Fluss aus, verhindert Sümpfe und Chaos
🔬 Was ich gelernt habe (Bullet Point Style, trotzdem ich)
- LSD hat mein Gehirn dauerhaft verändert — macht mich THC-empfindlich & psychoseanfällig
- Mesolimbische D2-Überaktivität = Stimmen, Angst, Paranoia, Grübeln — Blocker helfen
- SSRIs (Sertralin) heilten meine Brustschmerzen & Suizidalität — es war nie „normal“
- Weed + Dopaminsensitivität = paranoide Psychose
- 5HT2A/2C-Überaktivität = Gedankenschwemme, serotonerge Psychose (anders als dopaminerg)
- Breiter Serotonin-/Dopaminanstieg ist angenehm — das Problem ist selektive Rezeptorüberreizung
- Kokainsucht entsteht v. a. durch D3-Überaktivität — führt zu Zwang & Craving
- Kokain + Amphetamine + D2-Blocker = Hölle aus D3-Druck
- D3-Blockade könnte Schlüssel zur Entwöhnung sein (leider kaum selektive Antagonisten)
- Dopamin, Serotonin, Noradrenalin in hohen Dosen machen wach
- Nur Mirtazapin lässt mich wirklich schlafen — wohl durch Hypocretin-Modulation
- ADHS-Symptome = wenig Noradrenalin + überreaktives Dopaminsystem
- Beste Behandlung für mich = SNRIs + D2/D3-Blocker
- Gedanken fließen am besten bei wenig Dopamin, warmem Serotonin und klarem Noradrenalinfluss
Das ist, was ich aus dem Herumbasteln an meinem Gehirn gelernt habe. Keine medizinische Beratung — nur persönliche Beobachtungen aus der Wirkung von THC, LSD, Psilocybin, Kokain, MDMA, Amphetaminen, 2C-B, Ketamin, D2-Blockern, SSRIs u. v. m.
Ich habe nur an der Oberfläche gekratzt — aber Neurobiologie ist faszinierend. Ich hoffe, ich lerne noch viel mehr darüber, wie Chemie unser Denken, Fühlen, Erleben beeinflusst — und wie man sie wieder ins Gleichgewicht bringt.